Afterburn

Posted by in burningman, travelling, wtf

Der berüchtigte Afterburn, auch bekannt als erste Schritte zurück in die »normale« Welt. Normal? Naja in einem Workshop haben wir sie etwas neutraler als »Default World« bezeichnet. Da wo man halt hin muss um den Alltag abzusitzen. Solange bis man wieder in die Freiheit entlassen wird. Diese ersten Schritte sind immer voller gemischter Gefühle. Gerade nach einem wettertechnisch so anstrengenden Burn freut man sich auf Dusche und etwas weniger Staub. Andererseits ist es unglaublich wie schnell diese 8 Tage vorbeigingen! Wir sind doch gerade erst gekommen, der Schatten gerade erst gebaut und nun sollen wir schon wieder weg? All die wunderbaren Menschen zurück lassen? Bzw. sie müssen auch weg? Hach, wenns denn wirklich sein muss..

Aber wohin jetzt? Die Campinglust ist auf Null.

Erstmal den gesammelten Müll in der Mülldeponie abliefern. So sehen wir auch mal die andere Stadt? Ort? Kaff? Die Karte zur Deponie verweist jedenfalls nur auf den Ort. Alles andere müssen wir selbst finden, und so fahren wir doch einfach mal rein. Groß ist es nicht, die Wege sind klein, und auf dem Dorfplatz sehen wir ein nettes älteres Pärchen. Claudi hat ihr bestes versucht, aber auch die Kids die nebenan den Schatten mit einem Fußball durchwirbeln können uns nicht weiter helfen. Naja, wir sind den Müll dann eben in Saragossa’s Deponie losgeworden. Merken für nächstes mal: Die Kräuterbutter erst in der Zivilsation wegwerfen – die schmilzt sich durch die Tüten.

Saragossa war auch das Ziel für den Tag. Schön ins Hotel mit Bad und Badewanne, klimatisierte Räume und erstaunlich wenig Staub. Zumindest solange bis wir durchgestaubt sind. Wobei das Bad im Fluss unsere Burnsichtbarkeit schon etwas geschmälert hatte. Nach ausgiebigem Einweichen und anschließender Waschung sind wir noch runter ans Buffet. Noch mal schön zusammen Essen bevors am nächsten Tag ohne Claudi weiter ging.

Aber wohin jetzt? Die Campinglust ist auf Null.

Ja, so richtig genau wussten wir noch nicht wo wir hinwollten. Die Nacht war auch so lala. Manch einer hatte die Möglichkeit der Wassertoiletten leider häufiger nutzen müssen. Und das sprach zusätzlich gegen Campen. Wieder Hotel und grob an die Atlantikküste. Unterwegs haben wir dass dann dank schneller und hilfreicher Tipps auf Biarritz eingeschränkt. Um dahin zu kommen ging es erstmal bis nach Pamplona. Die Stiere waren nicht mehr auf den Straßen und so sind wir gefahrlos in einen McD – unterwegs auf langen Strecken super um nicht zuviel Zeit zu verlieren.

Super? Also ich halte mal fest: wir sind gerade in Spanien. Also noch immer in Spanien, nicht mehr lange, aber noch sind wir in Spanien. Südlich der Pyrenäen, also auch sicher nicht schon so anders. Die Spanier haben Jahrhunderte damit verbracht die eine Hälfte der Welt zu kolonisieren. Darunter auch das heutige Mexiko. Die sprechen ja nicht umsonst Spanisch in Süd- und Mittelamerika. Das sie in diesem Prozedere ganze Kulturen ausgelöscht hatten will ich ihnen jetzt an dieser Stelle auch nicht vorwerfen. Aber eins ist mir in Pamplona, in der Nähe der Autobahn doch aufgefallen. (Ja, es geht eigentlich um was anderes, Moment noch). Wie gesagt, die Mexikaner, die sprechen ja Spanisch. Wegen der Kolonialgeschichte etc. Aber wenn man sie mal fragt ob sie Europäer mögen, dann sagen sie sogar ja. Allerdings mit einer Einschränkung – keine Spanier. Und in Pamplona hab ich herausgefunden das es nicht nur kolonialzeitliche Differenzen oder das Verhalten einzelner aktueller Spanier in heutiger Zeit sind. Also wenn sie sich in Mexiko so verhalten als wenn die jüngere Geschichte der Entkoloniisierung nicht stattgefunden hätte. Ich glaube ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist in Pamplona zu finden. Vielleicht sogar beispielhaft für anderswo, definitiv aber dort in jenem Mc Donalds.

Ich hätten überall damit gerechnet. Also überall in Europa, aber am wenigsten in Spanien. Die können sich ja noch am besten mit den Mexikaner verständigen. Keine andere Sprache lernen, und man könnte Glauben das hilft der ganzen Angelegenheit. Vielleicht ist halt aber doch spätkolonialische Missachtung eroberter Kulturen. Oder ich lieg total daneben, und der Ursprung liegt gar nicht in Mexiko. (Wär doof, weil ich mich dann umsonst x Zeilen lang reingesteigert hätte). Wie auch immer, eigentlich geht’s darum dass es unglaublich war. Wir in Spanien, in Pamplona, ohne Stiere, im Mc Donalds, bestellen am Terminal unser Essen. Letzteres ein Segen, wenn man die Landessprache nicht ganz beherrscht – gerade wie beim Bestellen »ohne Käse«. Ob »sin queso« immer klappt hab ich lieber dem Automaten überlassen. Wir haben also völlig elektronisch, cybermäßig unser Essen bestellt, uns brav in der zugehörigen Abholschlange angestellt und voller Hoffnung das Essen entgegengenommen, im kaum unterkühlten Restaurant auf noch kühleren Stühlen Platz genommen und wollten gemütlich etwas essen. Doch dann ist es mir passiert. Die Fassungslosigkeit nahm von Bissen zu Bissen zu. Und ich meine nicht die interessante Kombination von paniertem Chicken und Bacon. Nein, schon beim Auspacken ahnte ich schwieriges vor mir liegen. Und es war tatsächlich so, der am schlechtesten – also wirklich ohne Schmarrn, schief, löchrig, halb leer an falschen Stellen, laprig und kalt und was weiß ich nicht alles… *lufthol* …. am schlechtesten gewickelte Wrap aller Zeiten! Sowas hab ich noch nicht gesehen. Und wer mal sieht wie schlecht ich selbst so’n Ding wickel, der weiß das ich schlecht gewickelte Wraps kenne. Erst helfen sie dem Untergang der Mayas und Inkas nach (Details jetz nich hinterfragen) und dann geben sie mir dieses laprig-löchrige-kalte Ding in die Hand!

Aber genug damit, ich hab’s gegessen, bin satt geworden und wir sind weiter über die Pyrenäen nach Frankreich. Kurz nach der Grenze, im Hotel außerhalb einchecken und in die Stadt um etwas Atlantikluft zu schnuppern. Ein sehr schönes Städtchen mit einigen Surfern und verwinkelten Straßen. Nach kurzen Spaziergang haben wir nahende dunkle Wolken gesehen und sind in ein Restaurant geflüchtet. Die Woche mit Sturm und nur Zelt hat da scheinbar gewisse Schutzinstinkte geschärft. Letztendlich hat es dann doch nicht geregnet und ich konnte mich meinem Steak widmen.

Der erwartete Ausgleich für das Wrap Dilemma vom Mittag in Pamplona. Filet hatten wir ausgemacht. Also ich und der Ober. Auch ohne Französisch war das relativ einfach möglich. Auch Medium haben wir beide verstanden. Und was Pommes Frites sind war auch allen Beteiligten klar. Eigentlich war nur der Salat ein kleines Rätsel, aber der is eh nur Beilage. Gekommen ist es dann doch etwas anders. Also ich mag total daneben liegen, aber unter Filet verstehe ich etwas wo ich nichts wegschneiden muss. Etwas das auf der Zunge zergeht und sicher nicht zu längerem Kauen anregt. Das französische Köche und ich etwas völlig anderes unter Medium verstehen ist dann wieder ne andere Sache. Am Feuer vorbeitragen ist halt nicht gleich Braten. Aber das sind halt kulturelle Unterschiede von denen wir mal absehen. Die hatte ich schon in den 3 Tälern beim Skifahren. Gelernt nix, also hier auch kein Vorwurf – jetzt hab ich’s gelernt. Letztendlich gab es dann aber noch die Pommes, also wenn man die Fettstängel wirklich so nennen will. In der Friteuse kann jedenfalls danach nichts mehr drin gewesen sein. Das triefte alles auf meinem Teller so vor sich hin und bedrohte das rohe, fasrige Stück Filet. Und ach ja, nein – es war kein »faux« vor dem »Filet«. Das Rätsel um den Salat war letztendlich dann mit Abstand das beste auf diesem Teller. Kombiniert mit dem beiliegende Baquette genug um satt zu werden. Der Glaube an gutes Essen war für den heutigen Tag jedenfalls erstmal dahin. Das Einzige was blieb war die Hoffnung auf eine ruhige Nacht. Hotels Nähe Flughafen sind da ja so ne Sache, aber die Probleme lagen eher irdischer Natur, weswegen für den nächsten Tag noch nicht klar war wo es hingehen sollte. Der nächste morgen…

Also wohin jetzt? Die Campinglust ist auf Null.

Nach der letzten Nacht jedenfalls wieder ein Hotel. So viel steht fest. Und schon mal stark in Richtung Heimat – bisher hatten wir die Strecke noch kaum verkürzt. Auf der Hälfte liegt Orleans, das klingt gut. Da waren wir noch nicht, die Strecke ist an einem Tag schaffbar, und so schnell kann man sich entscheiden 🙂 700km durch Frankreich, ewig lange gerade, ewige Langweile, Raststätten mit 8 Kaffeautomaten, und der letzten Abfahrt für die der Anhänger zu hoch war. Also nicht mal was zum Erzählen. Abends sind wir aus trotz in ein Steakhaus – haben etwas besser nachgefragt und rausgefunden das »Medium« wohl mit »bleue« übersetzt wird. Auf diesen kleinen Spießchen stand neben »bleue« dann aber »raw« und mein Gedeute in Richtung weniger roh hat mich zu »saignant« gebracht was passend mit »rare« übersetzt wird. Ne, Google ging nicht – inzwischen weiß ich dass ich das nächste mal »rosé« oder »a point« bestellen sollte. Wie auch immer er war sehr lecker und kein Vergleich zum Disaster am Vortag.

Unser Hotel war diesmal ein Business/Messehotel – das kann kurzfristig echt nen Tipp sein. Guter Service, gute Zimmer für wenig Geld. Nen richtiges Bad ist jedenfalls nicht verkehrt. Und die Nacht war mal etwas besser und erholsamer als die Tage zuvor. Das Frühstück super, einzig eine Frage wiederholte sich…

Also wohin jetzt? Die Campinglust ist auf Null.

Erstmal in die Stadt und Orleans ansehen. Ein nettes Städtchen nur Jeanne d’Arc befindet sich grad in mitten einer Baustelle. Nachdem wir uns durch Schranken auf der Strasse in der Innenstadt nur kurz haben verwirren lassen (wegen der Tramhaltestelle auf der Fahrbahn), ging es durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Bei nem Café noch eben das Hotel für die nächste Nacht gebucht und dann mit dem Auto wieder auf die Strasse.