Ein gefährliches Experiment

Posted by in dwisk

Heute hatte ich ein unbeabsichtigtes Experiment am Laufen. Ein durch aus nicht ungefährliches Experiment, was meine Überlebenschancen so im speziellen betrifft. Hätte ich vorher ne Umfrage gemacht wie hoch diese Chancen so sind, hätten wahrscheinlich (und das ist halt nur ne Vermutung) einige mir dringend geraten das Experiment nicht durchzuführen. Aber das Ganze war ja weder geplant noch überhaupt beabsichtigt.

Status in der U-Bahn

Grad sitz ich jedenfalls noch in der UBahn und weiß gar nicht wie es ausgegangen ist. Die vorläufig gute Nachricht ist zumindest das ich bisher überlebt habe. Ich will nicht sagen das es leicht war oder das es mir dabei ausgezeichnet ging oder so, aber halt überlebt. Und das ist ja die Hauptsache – noch zu leben.

Gerade am Anfang des Experiments kamen erste Schwierigkeiten auf. Die konnte ich zum Glück noch umschiffen, aber nur knapp. Ganz unvorbereitet war ich dann doch nicht und die Umstände haben etwas mitgespielt. Was durch aus auch bedeutet dass es auch leicht hätte schiefgehen können!

So viel dazu kurz vor Ende des Experiments. Das letztendliche Ergebnis gibt’s dann wenn ich daheim bin…

Das Ergebnis (Daheim)

Wer mich heute gesehen hat weiß vielleicht worum das Experiment ging. Aber bevor wir zum Ergebnis kommen muss ich ein paar kritische Situationen beschreiben.

Die erste Situation, die gleichzeitig auch der Start des Experiments darstellt, war heute in aller früh in der U-Bahn. Da herrschte mal wieder der reinste Wahnsinn und ich musste mein ursprünglichen Pläne in KVR zu gehen leider aufgeben. Zumindest dachte ich das es die bessere Idee ist.

In der zweiten Situation stellte ich fest, dass die Entscheidung in der ersten Situation vielleicht doch nicht die bessere war und ich die zweite Situation hier doch hätte vermeiden können. Aber hinterher ist man immer schlauer, und so stand ich halt 20 Minuten am Sendlinger Tor, als gemütlich im KVR zu warten bis meine Nummer dran gewesen wär. Die Sache mit dem KVR werd ich dann halt morgen nachholen. Heute war’s trotz aller Vorsätze leider situationsbedingt doch nicht drinn.

Die dritte Situation hängt eng mit der zweiten Situation zusammen und hätte vielleicht die vierte Situation verhindern können. Aber die Umstände des Experminents haben mich eben dazugezwungen nicht über andere Wege auszuweichen, sondern wie die meisten anderen die Gesamtsituation aus 2 und 3 einfach auszusitzen bzw. zu auszustehen.

Die vierte Situation ergab sich dann nach der Dritten und in unmittelbarer Folge. Hier war ich verhindert zu tun was ich sonst getan hätte. Ja, eigentlich wäre es meine Pflicht gewesen es zu tun, aber ich konnte es nun nicht wirklich. Auch wenn ich während Situation 2 eine Ausweichmöglichkeit durch allgemein gute Vorbereitung genutzt hatte. Diese Ausweichmöglichkeit hat sich mir auf Grund der Situation in Situation 4 nicht ermöglicht. Wäre es möglich gewesen, wäre Situation 4 so gar nicht entstanden. Bedingung für Situation 4 war die Anzahl von potenziellen Fahrgästen Richtung Messestadt Ost und Mangfallplatz, die während Situation 2 immer weiter und unaufhaltsam anstieg.

Situation 4 lohnt sich auch etwas genauer zu beschreiben: Und zwar haben ja zuvor unzählige Leute auf die endlich eintreffende U2 vom Hauptbahnhof in Richtung Messestadt Ost gewartet. Die Durchsagen alle paar Minuten – ach was noch häufiger, eigentlich hat der Durchsagentypi den Sprechknopf gar nicht mehr losgelassen – haben zwar den Informationsgrad der wartenden Fahrgäste erholt, aber nicht den Gemütszustand. Trotz des Wissens, dass Fahrgäste mit Ziel Mangfallplatz mit der U2 bis Kolumbusplatz fahren sollen, und von da dann die U1 weiterfährt bzw. – im gleichen Atemzug erklärt – die Fahrgäste mit Ziel OEZ bis zum Hauptbahnhof fahren sollen und von da weiterfahren sollen, war die Stimmung.. nja, ich muss leider sagen am Boden. Ja, die Leute hatten schlechte Laune. Manche waren sogar richtig angepisst. So auch die Frau die sich hinter mir in das, doch erstaunlich leere, Zugabteil drängte. Wir waren definitiv nicht zu zweit und die arg geplagte Frau forderte voller Verzweiflung und Wut auf, dass die anderen Fahrgäste doch bitte weiter in den Gang gehen sollten. Das der schonen proppenvoll war hat sie entweder nicht interessiert oder ihre Aufnahmefähigkeit waren stressbedingt so zu erliegen gekommen, dass sie einfach nicht wahrgenommen hatte. Nachdem eine Dame aus’m Gang ihr mehrmals erklärte dass da kein Platz sei, und sie trotzdem mit dem Finger in Richtung zeigte wo tatsächlich aber kein Platz war – sondern nur ein (vermutlich verängstigtes) Schulkind auf der Bank saß, stand sie hinter mir und schnaufte mir ryhtmisch, aber eher geplagt in den Rücken. Die Fahrt bis zur Fraunhoferstraße war daher eher mittelmäßig bis schlecht. Durch aussteigende Fahrgäste und anschließende Gruppendynamik innerhalb des Abteils stand dann die schnaufend, gestreßte Frau neben der lächelnden, relaxten Frau. Ein Umstand der gerade so nach ein kleiner Diskussion schreit. Und lang hat’s auch nicht gedauert. Die Stressfrau war noch immer gestreßt, obwohl sie nun genug Platz hatte. Wieso sie mehr Platz als andere benötigt war mich auch jetzt nicht ersichtlich. Vorher hat sie unten irgendwo rumgezerrt und ich dachte schon sie hätte einen Hund dabei. Gott sei Dank nicht – oder er hatte es halt nicht mehr in die Mitte des Ganges geschafft. Während die Diskussion ob da nun noch Platz sei („Hier ist kein Platz“ -> „Doch da hinten *schnauf*“ -> „Nein, da sitzt ein Kind!“) kam in mir der Verdacht auf ich sei vielleicht ein schlechter Mensch. Allein wär ich jedenfalls nicht gewesen, denn ich war nicht der einzige der leicht verschmitzt Grinsen bis hin zu fast laut Lachen musste. Die nun schon allen bekannten Argumente der gestressten, nun definitv ohne Hund, Frau entbehrten  nicht ein gewissen Komik. Vor allem war es die Art und Weise wie sie verbissen endlos wiederholt vorgetragen hatte, brauchte uns anderen Mitfahrern eine leichte Gemütserhellung. Ob wir deswegen schlechte Menschen sind will ich nicht beurteilen. Jedenfalls sollte die Frau ein derartig wichtigen Termin gehabt haben, der das alles rechtfertig, dann meine lieben Freunde, dann hat sie definitiv das falsche Verkehrsmittel gewählt und soll sich nicht so aufregen.

Aber zurück zum eigentlichen Thema, dem Experiment und die Situationen die daraus entstanden sind. Situation 4 hätte ich ohne Experiment wohl nicht erlebt und hätte damit ’nen Stück weniger für den Blog zu beschreiben gehabt. Erheitert durch die Situation bin ich weiter in die Arbeit. Hier haben sich eigentlich keine Experiment-bezogenen Situationen ergeben. Die haben sich erst durch das gleich erklärte Ergebnis gezeigt.

Das Ergebnis (jetzt aber wirklich)

Als ich eben heimgekommen bin hab ich als allerallererstes überprüft was beim Ergebnis rausgekommen ist. Ok, Schuhe und Mantel hab ich schon zuvor ausgezogen, aber direkt danach hab ich nachgesehen. Ein Umstand der auch erklärt warum Menschen vermutlich vermuten würden, man müsste sich bei der Durchführung des Experiments befürchten ich könnte ernsthaft zu Schaden kommen. Das Ergebnis jedenfalls war nicht so nicht wie erhofft. Es hat zwar auch deutlich gute Seiten, aber andererseits zeigt es in was für einer Gesellschaft wir inzwischen leben. Die Abhängigkeit die sich aus unserer modernen Lebensweise ergibt ist fast schon fatal. Zumindest meint man das für einen Moment wenn einem die Alarmzeichen der Auswertung ins Gesicht springen. Die Nachwirkungen (neben diesem Blogeintrag) sind das ich einiges Nachholen muss, dass ohne Experiment bereits längst erledigt wäre und mich somit nicht mehr beschäftigen würde. Um Einiges werd ich mich sofort bemühen. Manches kann ich wohl erst morgen wieder in die richtigen Bahnen lenken. Aber so ist das Leben und überhaupt das Risiko so ein Experiment zu wagen – auch wenn es bei weitem nicht beabsichtigt war.

Achja, um was es eigentlich ging…

Vor lauter möglicher Begeisterung für das Ergebnis hab ich doch glatt vergessen zu sagen um was es nun tatsächlich ging. Es ist eigentlich relativ einfach und banal. Für viele – die aber immer weniger werden – wäre es auch nicht im Ansatz zu einer Bedrohung des eigenen Gesundheitszustands gekommen. Bei hätte man es befürchten können, aber es ist ja glücklicherweise nix weiter passiert. Jedenfalls war die Ursache für das Experiment ja weder geplant noch gewollt, noch sonst irgendwie von mir herbeigesehnt worden. Aber ich bin wegen dem KVR früher aufgestanden (es war noch dunkel! und nicht nur weil ich die Augen zu hatte), und diesem Zustand bin ich einfach nicht Zurechnungsfähig. Geschweige denn davon zu reden, dass ich dann immer mordsmäßig Hunger bekomm, und trotzdem den Bäcker rechts liegen gelassen hab um danach in die bald stehend und stockende U-Bahn zu hetzen.

In dieser allgemeinen Unzurechnungsfähigkeit ist es mir dann wirklich passiert. Es war nicht mehr umzukehren und war zuvor schon seit Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen. Das dann die Situationen 1-4 passieren MUSSTEN, war ja klar. Mir passiert so was natürlich an ’nem Tag mit unvorhersehbarer und unübertroffener MVG-Unfähigkeit bzw. MVG-Pech, ich will ja nix unterstellen und die Gründe (evtl. „Schneeverwehungen im U-Bahn-Tunnel Nähe Sendlinger Tor – Gleis 1“) kenn ich nicht wirklich. Die jetzt noch zu recherchieren damit ich hier aufklären kann, ist jetzt aber zu viel verlangt. Und außerdem ist dann der Zeitpunkt wo das wo ich mich gerade langsam herantapse, äh -tippe noch später. Die Sache um die’s eigentlich ging und deren Wartezeit auf die Auflösung schon zu neugierigen bis leicht verärgerten Kommentaren beim zugehörigen Facebook-Post geführt hatte. So hat Chris gemeint (und Alex hat ihm rechtgegeben) ich solle Klartext reden und nicht immer in Rätseln schreiben, und Arno hat vor 9 Minuten schon zu Recht festgestellt dass er aus dem vorläufigen Ergebnis nicht schlau geworden ist. Sogar neugierige und nachfragende Nachrichten über WhatsApp sind schon vor längerem angekommen. Und auf die „literaturwissenschaftlich sprachlich-stilistischen Analyse“ von Susanne bin ich schon gespannt, hab nämlich keine Ahnung was da rauskommt.

Dieser Rätselei muss jedenfalls ein Ende gesetzt werden!

Es ist einfach so dass ich heute morgen im ganzen Aufsteh-Streß und der daraus resultierenden Verschlafenheit vergessen habe mein iPhone mitzunehmen.. JA, ICH HAB MEIN iPHONE VERGESSEN! Und das hab ich (1.) kurz vor dem KVR bemerkt. Konnte mich (2.) nicht über die Situation informieren. Es war mir (3.) auch nicht möglich eine andere Verbindung ohne U-Bahn zu suchen. Und konnte auch (4.) nicht sofort von der aufheiternden Diskussion im Zugabteil berichten. Mit dem iPad kann ich mich zwar am Sendlinger Tor hinsetzen und via Twitter schreiben dass der MVG streit. Aber das klappt halt nicht in der voll-gequetschten U-Bahn.

In der Arbeit dagegen hab ich Internet und die vor erst größten Probleme sind dadurch ausgemerzt. Trotzdem musste ich bei der Auswertung des Experiments (daheim auf’s iPhone schauen) feststellen, dass mich einige Leute versucht haben zu erreichen. Zum Beispiel Alex, der wissen wollte ob ich morgen zum Stammtisch komm. Oder mein Anwalt der wahrscheinlich die auf heute begrenzte Möglichkeit hatte mich von meinem Bußgeld zu befreien. Arno muss ich gleich noch anrufen, und die unbekannte Nummer mit 040 vorne muss ich mir noch überlegen ob ich zurückrufe.

Wie man sieht kann sogar ich einen Tag ohne iPhone überleben. Aber trotzdem bin ich irgendwo abhängig und werde in meiner selbstgewählten Wirklichkeit durch die moderne Informationsgesellschaft scheinbar gezwungen immer und überall erreichbar zu sein. Und darüber sollte ich vielleicht mal nachdenken, anstatt über ne Stunde an ’nem Blogeintrag zu schreiben den eh keiner versteht. Naja, ich gebs zu: Spaß hab ich ne Menge daran. Und das eigentliche Experiment ist einen Blogeintrag fast fertig zu facebooken und die Reaktionen am Ende leicht miteinzuarbeiten. Danke für den Spass, ich hoffe ihr hattet auch etwas davon!

LG

-+> Pete