Mit dem Schiff nach Mrauk U — 11.1.2016
Kurz vor 6h aufstehen, heute versuchen wir endlich nach Mrauk U zu kommen. Tickets bestellen hatte ja leider nicht geklappt, aber wenigstens erwartet uns ein Hotel. In Sittwe geht’s erstmal in tiefster Nacht zum Jetty. Vorbei an einigen, die die Nacht wohl draußen im Freien am Straßenrand vor einem kleinen Feuerchen verbracht haben. Beim Ticket kaufen hat uns unser Taxifahrer noch kurz ausgeholfen, aber letztendlich geht heute ja eh nur ein Schiff weg. Direkt weiter auf’s Boot, Gepäck bei den Plätzen verstauen, die sehen auch ganz gut aus. Stärkung kaufen vor dem Ablegen hat aber nicht wirklich geklappt.
Das Schiff hat sich anfangs recht langsam durch den Kanal zum Fluss bewegt. Aktuell war noch Ebbe und links und rechts von uns hingen größere und kleinere Schiffe im Schlamm. Wir hatten schon Sorgen, dass wir niemals ankommen werden. Dafür war es um die Zeit wenigstens noch etwas wärmer, draußen auf dem Fluss, eigentlich ja fast noch Meer, wurde es richtig frisch. Die Einheimischen haben die Möwen mit Brotkrümeln gefüttert, was dazu führte, dass uns ein beachtlicher Schwarm an Seevögeln begleitete.
Die Sitzordnung hat sich dann auch langsam aufgelöst, nachdem jeder versuchte, ein halbwegs windgeschütztes Plätzchen auf dem Deck zu ergattern. Die Sonne war zwar längst aufgegangen, hatte sich aber durch den Dunst, bis auf etwas Licht, noch nicht stark in Sachen Wärme bemerkbar gemacht. Der Fluss war landschäftlich eher.. Träge.. Und so sind wir und ein paar anderen Langnasen in die unendlichen Weiten der Flussarme vorgedrungen. Gefühlt ein Ort, an dem zuvor nur wenige Langnasen je ihre lange Nase in den Fahrtwind von Schiffen gehalten haben.
Zu sehen gab es anfangs vor allem Wasser. Nach dem die Möwen die Verfolgung aufgegeben hatten, war es auch nur noch Wasser. Solange, bis wir uns endlich in einen der Seitenarme begeben hatten. Der wurde immer kleiner und am Rand waren einzelne Hütten zu sehen, und Menschen die auf den Feldern das Heu einbrachten. Zwischendrin waren auch Rinder zu sehen, wir nannten sie einfach mal Wasserbüffel, weil sie direkt am Wasserrand zu sehen waren. Je weiter wir kamen, desto häufiger gab es befestigtere Ansammlungen von Bambushütten. Geschützt durch Palmenwälder ließ es sich wohl besser aushalten.
Die Fahrt hat 4 Stunden gedauert und hatte keinen Zwischenstopp. Am Hafen angekommen, wurden wir schon an Bord bezüglich eines Taxis belagert. Der Preis war aber ok, und so sind wir mit zwei Belgiern Richtung Hotel getuckert. Hochgeschwindigkeit war jedenfalls nicht möglich. Auf der »Straße« hatten selbst die Schlaglöcher noch Schlaglöcher. Da hatte der Reiseführer mal wieder Recht. »Willkommen im 19. Jahrhundert«, sofern mal von den ganzen motorisierten Dingen wie Rollern und Tuktuks absieht. Die Wohnhäuser, die nicht im Stadtkern lagen, waren fast ausschließlich aus Holz mit Strohdächern.
Unsere Belgier waren noch auf der Suche nach einem Hotel. Das erste hatte ihnen aber zu sehr gestunken, und so sind sie mit zu unserem gefahren. Das Prince Hotel lag etwas außerhalb und wir waren recht glücklich, reserviert zu haben. Was wir für $30 die Nacht hatten, hatte die anderen $50 gekostet. Und begeistert sind sie auch nicht. Alles dreckig und das Bad… Ne, sie werden sich morgen noch mal umsehen.
Wir warten derweil die Tötung einer Schlange ab, die sich zwischen uns und dem Hotelzimmer entlang schlängelte. Schenkt man der Aufregung der Mitarbeiter etwas Achtung, muss sie wohl relativ gefährlich sein. Sie haben sich den größten Prügel geholt und sie mit aller Wucht in der Mitte getroffen. Der Kopf war zwischen zwei Steinen versteckt und nach kürzester Zeit hat sich nichts mehr geschlängelt. Wir konnten uns aus unserem sicheren Versteck hervorwagen und das riesige Zimmer in Beschlag nehmen. Das Hotel hatte unsere Buchung verschlampt und musste uns nun ein besseres Zimmer geben. (Auch nicht gut genug für die Belgier).
Zur Stärkung gibt es noch etwas zu Essen. Etti entscheidet sich für Prawns und bekommt auch prompt die frische Marktware gezeigt. Von Mephys Chicken wurde bezüglich der Frische allerdings nicht viel erwähnt. Das war dann auch wirklich toter als tot und ehrlich gesagt, könnte es auch die Schlange von gerade eben gewesen sein. Dennoch gestärkt geht es zur ersten Urkundung. Das Gebiet ist nicht ganz so groß und da wir uns für den nächsten Tag das meiste aufheben wollen, laufen wir südlich durch das Dorf. Einmal falsch abgebogen sind wir dann auch wirklich im Dorf-Dorf. Der Unterschied in der Lebensqualität zum Mittelalter scheint da nicht mehr all zu groß.
Im ersten Tempel warten zwei alte Omis auf uns, um uns frech zu Spenden zu überreden. Kleingeld haben wir, aber das wollen sie erst nicht. Aber gar nichts war dann wohl doch schlechter, als etwas für den Tempelausbau zu bekommen. Revanchiert haben wir uns nach einer Runde um die Pagode mit einem Sofortbild. Ob sie sich nun gefreut haben, war nicht ganz ersichtlich, jedenfalls sollten wir danach gehen. Weiter durchs Dorf, vorbei an alten Mauern, sind wir ins nächste Restaurant. Nein, kein Bier sondern Sprite. Das Bier gab es dann am zweiten Stopp. Unser Versuch, ein Bootticket zu ergattern, ist an der vielen Luft im Ticketschalter gescheitert, der war unbesetzt.
Wenn man das Lokal am Hafen nun »Lokal« oder »Restaurant« nennen würde, würde man beim Lesen einen leicht falschen Eindruck bekommen. Meistens, und auch in dem Fall, bedeutet es nur ein paar Plastikstühle – Kindergröße oder größer – ein Tisch und die Möglichkeit etwas zu Trinken zu bekommen. Gekühltes Bier ist ein Plus, aber keine Selbstverständlichkeit. Von unseren Plastikstühlen hatten wir jedenfalls guten Blick auf das rege Treiben des Flusshäfchens. Unser Schiff stand noch da und war schon etwas beladen. Von einem weiteren Boot wurden schwere Fässer entladen. Was sie enthalten lässt sich nicht erkennen, evtl. Öl.
Ebenfalls zu beobachten war der Fährbetrieb an’s andere Ufer. Eine Brücke gab es nicht und so mussten alle auf den Fährmann mit dem kleinen Ruderboot warten. Erst dachten wir, es sei nur der Vater der die Tochter nach der Schule vom anderen Ufer abholt, aber es wurden immer mehr. Etti versuchte drei Kindern ein Foto zu schenken, die wollten aber alles andere als fotografiert werden. Wir haben das zumindest erkannt und akzeptiert. Zwei Touris hinter uns, die wir erst später bemerkt haben, war das egal und haben die Kids trotzdem beim Einsteigen fotografiert. Das eine Kind hatte sich extra eine Tüte/Heft vor den Kopf gehalten. Da muss man doch nicht wirklich noch unbedingt Fotos machen, oder?
Wir sind anschließend weiter durch den Ort. Es war immer noch Nachmittag und das Ziel das nächste Lokal für das nächste Bier. Dabei sind wir durch den örtlichen Markt gelaufen und haben ähnliches Treiben wie in Sittwe gesehen. Allerdings noch etwas rudimentärer, kleiner und enger. Neben ein paar Bungalows war der Happy Garden, und das gesuchte nächste Bier. Ein bisschen Zeit, was zu schreiben und zuzusehen, wie ein Gast mit den Kindern Frisbee spielt.
Der letzte Stopp galt dann dem Abendessen im Moe Cherry. Laut Stefan, dem Reiseführerbuch, auf Langnasen spezialisiert. Das machte sich dann auch an den Gästen bemerkbar. Einheimische waren die deutliche Unterzahl. Das Essen war ok, zumindest bekam Mephy mal was nicht ganz so fragwürdiges wie fischigen Fisch oder Schlangenhühnchen.
Man hätte ja auch gleich zurück ins Hotel laufen können, hätte da jemand nicht ihren Trinkbeutel im Happy Garden vergessen. Also noch mal die lange Runde durchs Dorf, Beutel und Bier geholt, und zurück zum Hotel. Letzteres gab es dann noch gemütlich auf der Veranda, bevor es nach einem langen und doch anstrengenden Tag ins Bett ging.