Mit dem Zug um Yangon herum – 30.12.2015
Das mit dem Schlafen ist so ne Sache. Die lange Reise und der nicht vorhandene Schlafrhythmus hat sich jedenfalls sehr schnell mit Jetlag kenntlich gemacht. Mephy war nach nur 2 Stunden Schlaf plötzlich putzmunter. Zumindest mal eine Gelegenheit, die Klimaanlage anzupassen. Zum Glück hat die Erschöpfung den Jetlag aber auch schnell besiegt und wir konnten lange schlafen.
Gefühlt war es nicht erst der zweite Tag unserer Reise, eher sowas wie der fünfte. Und am fünften Tag kann man auch mal lange schlafen. In der „Früh“ planen wir dann mal, was wir eigentlich tun wollen. Dazu gehört der Flug in die nächste Stadt und der heutige Tag. Google meinte ja, da wäre ein Café ganz um die Ecke. Da laufen wir doch mal hin. Und Kaffee hatten sie auch, perfekt. »Können wir uns auch hinsetzen?«, »Ähm, ja ok?«. Also einmal bitte mit wenig Milch und einmal mit viel Milch. Zucker wäre ok. Und dann stellt sich plötzlich raus, das Café ist gar kein Café! Die verkaufen nur Kaffeepulver. Ein Umstand, der die verdutzen Blicke bei all unserer 3 Fragen erklärte. Weil a) wer will sich für Kaffeepulver schon hinsetzen? b) wieso will man Milch über das Pulver schütten und c) Zucker macht vielleicht etwas mehr Sinn, aber eben auch nicht wirklich. Uns der Peinlichkeit der Situation bewusst, sind wir lächelnd rückwärts und ganz langsam aus der Seitentür wieder raus.
Genauso rückwärts sind wir dann gegen ein lokales Fastfood Restaurant gestolpert. Mit etwas Widerstand sind wir dann rein, die Klimaanlage war dann doch zu verlockend. Etwas Futter ist sicherlich auch nicht schlecht, dazu für Etti einen lang ersehnten Milo und danach auch mit einem kurzen Zwischenstopp im Hotel weiter zum Bahnhof. Das Ziel für heute ist mit der Circle Line einmal im Kreis um Yangon herum zu fahren. Auf dem Weg dahin haben wir dann auch was gefunden, was tatsächlich für Frühstück geeignet wäre. Es gibt warmen/kalten Kaffee/Tee.
Derart gestärkt sind wir in den Zug hinaufgeklettert. Ob es die richtige Richtung bzw. der Zug, der auch im Kreis fährt war, ist dabei erstmal Nebensache. Kaum eingestiegen kamen beim nächsten Halt auch schon die ersten Essensverkäufer an Bord. Mandarinen, Undefinierbares, Wachteleier und allerhand anderes wurde auf Köpfen getragen und für interessierte Fahrgäste vorbereitet. Der Blick nach außen zeigte das Leben am Gleis. Einige lebten offensichtlich direkt daneben und lagen im Schatten und schliefen. Kinder spielten im Staub und an einer Stelle hat es für ein Fußballspiel gereicht. Desto weiter wir die Stadt hinter uns ließen, desto mehr Felder breiteten sich neben der Strecke aus. Was angebaut wurd, ist uns nicht immer klar. Es wächst offensichtlich im bauchtiefen Wasser, sieht aber so gar nicht nach Reis aus.
Egal wie weit weg von der Stadt, eins war immer am Rand zu sehen. Teils in Haufen, teils verstreut lag Müll, eine Menge Müll. Der Großteil davon ist Plastik. Und irgendwie wird einem da bewusst, wie groß das Problem mit Plastik wirklich ist. Bei uns zu Hause fällt einem das ja nicht so sehr auf. Da wird alles gesammelt und man sieht die Berge an Müll nicht neben sich liegen.
Im Wagen setzen sich Kinder neben uns. Sie lernen gerade Englisch und unterhalten sich ein bisschen mit uns. Überhaupt sind wir die einzigen weißhäutigen im Wagen und viele sehen uns interessiert an. Da wir immer noch nicht wissen, ob wir wirklich im Kreis fahren, nutzen wir das das Englisch-Interesse und fragen mal nach. Wir sind richtig und können getrost unsere 2 stündige Rundreise fortsetzen. EttI Kreislauf spinnt und sie macht ein bisschen die Augen zu und Mephy macht unzählige Fotos von Feldern, von denen wir noch immer nicht wissen was drin wächst. Erster aufkommender Hunger wird durch Wachteleier gestillt, wobei das Schälen etwas Übung benötigt.
Der Zug schleppt sich dabei langsam weiter Richtung Hauptbahnhof und bleibt eine Station davor einfach mal unerwartet lange stehen. Er steht und steht und steht und fährt einfach nicht weiter. Weiter geht es, um wieder zu stehen. Und wir wollen doch noch zum Sonnenuntergang auf die Pagode. Toilette vorher wäre auch prima. Am Hauptbahnhof angekommen Treppe hoch, Treppe runter und Toilette gesucht. Es war die romantischste Toilette ever! Am Eingang haben wir erstmal eine Taschenlampe in die Hand gedrückt bekommen, sehr zu unserer Überraschung. Die Notwendigkeit dessen war aber auch sehr schnell klar. Da drin war es stockfinster. Nur etwas Kerzenschein erhellte den Gang an den Türen entlang. Kerzen waren auch besser geeignet als Taschenlampen. Erstere konnte man nämlich gezielt abstellen. Letztere musste man im, eh schon schwierigen, Balanceakt auch noch irgendwie mit einberechnen.
Danach gab es was zu trinken und naschen und mit einem etwas teureren Taxi hoch zur Shwedagon Pagode. Die größter ihrer Art, und ein Berg der auch erst mal beklommen werden will. Wir sind gestärkt durch Melonen im Süden hoch, haben vorher die Schuhe abgegeben, um an Schuhständen (und anderen) und die Treppen nach oben zu steigen. Eintritt für Touris muss erst oben entlöhnt werden, aber das wussten wir ja.
Sonnenuntergang war so ne Sache, da war nämlich ne dicke Wolke. So oder so ist es aber ein durchaus beeindruckendes Areal mit einer Menge kleiner Tempel und noch mehr vergoldeten Buddhas. Wobei Gold inzwischen nicht das Einzige war, möglichst bunt blinkende LED’s waren auch unverzichtbar geworden. Erstmal ungewohnt, aber irgendwo auch nicht verkehrt. Schließlich gibt es an einer Seite auch eine Rolltreppe den Tempelberg hoch. Man darf nicht vergessen, dass das eben keine tote Kultur ist, sondern lebt und damit auch die modernen Errungenschaften integriert. (Rückschlüsse bitte selbst treffen)
Neben der Menge Gold, LEDs und Tempel im allgemeinen sehen wir auch das erste Mal außerhalb unseres Hotels andere Touristen. Etwas ungewohnt und lieber hätten wir Buddhas Fußabdrücke gesehen, die waren aber gerade abgesperrt und so haben wir uns lieber gemütlich hingesetzt, bewundert, wie die Pagode langsam im Licht der Scheinwerfer das Glitzern anfängt und ein paar Fotos gemacht.
Nach der Pagode war es endlich Zeit für Essen. Ausgesucht hatten wir uns dafür die 19. Straße, dort sollte es besonders viele Essensstände geben. Ein Versprechen, das auch prompt eingehalten wurde. Wir konnten uns gar nicht so recht entscheide, wo und was wir jetzt wollen. Letztendlich wurde es ein ganzer gegrillter Fisch. Der sah anfangs etwas groß aus, war lecker, aber nicht ausreichend. Also noch ein paar Spießchen dazu. Salat hatten wir so bekommen, nur das mit dem Reis bestellen bei unserer 10jährigen Bedienung stellt sich als nicht ganz so einfach raus. Mit Hilfe unserer Sitznachbarn hatten wir aber auch das geschafft.
Derart gestärkt haben wir uns zurück zum Hotel in der 12. Straße gekämpft. Im Supermarkt hatten wir noch ein Bierchen und anderes besorgt, um später ersteres auf dem Balkon zu genießen. Bevor uns die Mücken entdeckt hatten, war noch genug Zeit ein Hotel in Mandalay für die nächsten Tage zu buchen. Danach wieder ins Bett, Jetlag hielt sich heute in Grenzen.