Kau’ai’s Lookouts
Kaum erschöpft von unserer Canyon-Wanderung galt es die nächsten Ziele zu erkunden. Und zwar die Lookouts im Norden. Ich hatte schon Fotos gesehen und es soll einfach traumhaft sein. Von etwa 1200 Metern das Tal entlangs sehen bis runter aufs Meer. Also etwas im Kaliber von Neuseelands Milford Sound. Kurz gesagt: a – tem – be – rau – bend soll es sein.
Und mit dieser Erwartung sind wir dann die verbleibenden Kilometer den Canyon-Rücken/Berg entlang gefahren. Durch enge Kurven, vorbei an Canyon-Lookouts, direkt bis ans Ende. Bzw. zum ersten der Lookouts. Auto geparkt. Kamera geschnappt. Galileo-360-Dings geschnappt. Und vor zum Geländer. Um was zu sehen? Nichts! Es war bewölkt und hinter dem Geländer war nichts als eine graue Wand zu sehen. HMPF! Aber es gibt ja noch den anderen Lookout. Vielleicht ist es da ja besser?
Naja, da war es genauso grau. Ist ja schließlich gerade mal eine Meile weiter. Bisschen naiv von mehr auszugehen. Aber wir uns lässt das nicht beirren. Da gibt es einen kleinen Hike, dann machen wir eben den. Nicht das wir schon genug gelaufen wären *g* aber grad so in Übung liest sich die Beschreibung von 1 Meile gerade zu lächerlich. Vor allem nicht einen Canyon hoch, sondern einfach nur oben etwas entlang. HA! Das machen wir als Lockerungsübung bevor es wieder zum Strand geht 🙂
Kaum sind wir den Weg ein paar Meter gelaufen, reißt plötzlich diese undurchdringliche graue Wolkenwand ein bisschen auf. Und man kann es erahnen. Stückelweise. Ein bisschen Tal. Ein bisschen Meer. Nicht im ganzen wie in den Fotos, aber zumindest haben wir mal einen kleinen Eindruck bekommen. Und so schnell wie das Loch in der Wand da war, so war es auch wieder weg. Zurück kam das Grau. Und wir sind wieder zurück beim Hiken. Ist ja nur 1 Meile. Es ging oben an der Kante entlang und alle paar Meter gab es eine Stelle zum runterschauen. Um den tollen Anblick der grauen Wand zu genießen. Bzw. wird da deutlich klar dass das mit den Wolken wohl öfters so ist. Wie wir schinden die Leute mit dem Hike ein bisschen Zeit und sobald es ein bisschen auflockert rennen sie (wie wir) zum Rand um einen kurzen Blick ins Tal zu erhaschen. Ich hab mir dabei schon gedacht dass das einer dieser typischen Orte ist wo an 3 Tagen im Jahr diese tollen Fotos gemacht werden, die dann in Reiseführer abgedruckt werden. Und den Rest des Jahres ergötzt man sich an wunderschönen H20 Tröpfchen.
However, wir waren Hiking erprobt. Und überhaupt was ist schon eine Meile? Und das ohne nennenswerten Aufstieg? Da sind wir doch mit nem Klacks am nächsten Lookout (Pihea Vista). Und so sind wir relativ flott immer weiter in den Wald reingelaufen. Der Weg wurde immer schmäler und die Ausblickmöglichkeiten ins Tal wurden immer seltener. Der Lookout selbst sollte etwa 30m höher liegen (also nix). Trotzdem ging es gefühlt immer mehr bergab. Irgendwann verlief der Weg über Planken und damit immer weiter ins schlammige Dickicht. Ein Ende war nicht wirklich in Sicht und das Schild mit 0,5 Meilen war auch schon etwas länger her.
Dass das keine Meile war, dass waren wir uns einig. Aber ok, nur noch das flache Stück hier. An der nächsten Steigung drehen wir um. Keine 10 Meter später liegt vor uns eine vergleichweise steile Steigung die schon mehr nach Klettern aussah als hiken. Das wars. Wir drehen um. Schließlich wollen wir noch zum Strand? Aber halt? Plötzlich haben wir noch etwas gehört. Stimmen. Irgendjemand war da oben und unterhielt sich. Bis dahin schaffen wir es auch noch. Und tatsächlich waren da zwei Leute. Und sie haben uns mit einem aufmunternden »you’re almost there, maybe 100 feet« begrüßt. 100ft? 30 Meter, na das kriegen wir jetzt schon auch noch hin!
Die Schätzung war genauso gut wie die offizielle Meile. Das waren sicher mehr als 30 Meter. Und die nächste Wand lies nicht lange auf sich warten! Also mit Wand meine ich nicht die graue im Tal. Sondern die braune, schlammige vor uns. Manche nannten es auch mal »Weg«. Aber gut. 30 Meter hatte man uns gesagt. Das Ziel muss gleich da sein. Wo soll es sonst sein. Jedenfalls nicht viel weiter und so haben wir uns mit Hilfe der Äste und Wurzeln die Schlammwand hochgezogen. Die letzten Meter wieder mit Unterstützung. Oben war ein Päärchen die uns für die letzten Meter motiviert haben. Die waren auch schon ganz hinweg gerissen von diesem tollen Ausblick. Also der grauen Wand. Aber hey! Immerhin sind wir am »End of the Trail«. »End of the Trail« – das war doch auch mal eine Leistung. Und aus trotz heraus machen wir dann auch eine Sphere am »END OF THE F***** TRAIL«!
Ok, also halt wieder zurück. Ein bisschen Stolz auf unseren Hike waren wir, aber eine leichte Enttäuschen auf fehlende Ausblicken kann man auch nicht wegsagen. Und während wir zurück gingen trafen wir dann noch auf die Bauarbeiter. Am Ende des Trails und davor lagen überall Gitter und Zeug rum. Ein bisschen gewundert hatten wir uns schon warum die da so einsam und ungenutzt rumlagen. Irgendwie wird da einiges eingezäunt und so. Also nicht wundern wenn ihr da hingeht und das Grau der grauen Wolken nun auch noch durch graue Gitter bewundern müsst. Ist alles nur zur Sicherheit. Die Jungs jedenfalls hatten ihren Spass und Musik dabei.
Wir sind weiter, im flotten Tempo (hey sonnenuntergang am strand und so), haben uns über die Angabe von 1 Meile lustig gemacht, und dann ist es passiert. Irgendwie sind wir total schnell vorwärts gekommen. So schnell dass wir uns plötzlich auf Treppen befanden die wir nicht kannten. Ähm. »Die Treppe war da vorher aber nicht da, oder?«. Och neee… Die lieben netten und lustigen Bauarbeiter haben uns so irritiert mit ihrer Musik und so. Wir sind irgendwo falsch abgebogen. Hoffentlich noch nicht weit, ohne die Treppen wären wir jedenfalls noch ewig weiter gelaufen. Also noch mal Glück gehabt. Wieder zurück und ein bisschen besorgt da wir schon wieder Zeit verloren haben. Der Sonnenuntergang ist pünktlich und lässt sich meistens nicht verschieben.
Also diesmal auf dem richtigen Weg flotten Schrittes Richtung Auto. Die letzten Reserven in Sachen Kondition werden ausgepackt (also bei mir zumindest) und wieder durch den Wald. Ein Auge allerdings immer in Richtung Tal. Die Möglichkeiten für Ausblicke sind auch wieder häufiger geworden. Und dann gerade als wir an der richtigen Stelle waren öffnen sich die Wolke. Das erste mal der Blick ins ganze Tal. Von den Hängen bis runter zum Strand wo man sehen konnte wie sich die Wellen brechen. BOAAAAAAA, wie geil ist dieser Ausblick. Schnell eine Sphere, ein paar Fotos und weiter. Desto näher wir dem ursprünglichen Lookout kamen desto weniger Wolken waren zu sehen. Und was soll ich sagen? Fotos können es gar nicht rüberbringen. Es ist tatsächlich wie beschrieben. A – tem – be – rau – bend !
Geflasht von all den Endorphinen ging es wieder zum Auto und zurück Richtung Meer. Vorbei an tollen Lookouts in den Canyon. Mit tollen Blicken in die Tiefe und auf den Wasserfall. Ebenfalls sehr toll. Vor allem wenn man noch ein paar Stunden vorher da ganz unten im Canyon war. Die Stelle konnte man von hier oben sogar erkennen. Schon cool, und wir waren absolut bester Laune. Viel war auch nicht mehr los und so sind wir im Ami-Style zum Lookout-guggen. Also mit dem Auto so nah wie möglich dran und nur dann Aussteigen wenn es sich wirklich lohnt *g
Hach, einfach grandios war unser Ausflug. Und zum Ende hin haben wir uns eine kleine Abkühlung im Meer verdient. Im Ort zu unserem bekannten Strand und ab ins kühle Nass. An schwarzem Sandstrand der so dunkel war, dass sich das Wasser in den Wellen schwarz färbte. Aber nur ganz kurz, für den Sonnenuntergang waren wir schon wieder draussen. Diesmal hatten wir draußen auf dem Meer eine Regenwolke, direkt neben der untergehenden Sonne. Das war auch ein sehr tolle Stimmung. Dann abtrocknen, ins Auto und ab an die Northshore. Ein kurzer Zwischenstopp bei Duke’s mit sehr leckeren Essen. Den Highway nachts weiter um die Insel herum. Und dann versuchen im Dunkeln das Auto zu finden. Nicht so einfach wenn es im Ort kaum Straßenbeleuchtung gibt. (Wegen einheimischen Vögeln die es sonst irritiert). Aber auch das haben wir geschafft und sind ins Bett gefallen.