Tales of the Burning Man – Shopping

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Nachdem wir die erste Nacht in nem Hotel mit eigenem Kamin im Zimmer verbracht hatten, hieß es nun den RV auf der anderen Seite der Bay abholen und einkaufen. Die Fahrt an der vernebelten Küste vom Abend davor war da schon längst vergessen. Gar nicht so leicht nen Hotel zu finden in der Einöde zwischen den Surferstränden. Aber für nen Sonnenuntergang im Nebel hat es gereicht und ich war eh mit Jetlag bekämpfen beschäftigt.

Es war richtig richtig kalt in der Früh auf dem Weg zum Breakfast-Room. Von den maximal 67 Leuten die da hätten reinpassen sollen, war die Hälfte auch irgendwie schon wieder der deutschen Sprache mächtig. Genau darum fahr ich ja auch in Urlaub – um mich wie zu Hause zu fühlen? Quatsch! Aber passiert andauernd.. Die Briten hatten die Welt mit Soldaten erobert und kolonisiert. Wir machen das mit Touristen und markieren die eroberten Gebiete einfach mit Handtüchern 🙂 So gehts doch auch und es gibt weniger Tote.

Wenn man ein bisschen durch die Welt reist trifft man jedenfalls überall 2 Arten von Deutschen. Die einen mit den Handtüchern, die unbewusst darauf bedacht sind eine möglichst hohe Score im Vorurteils-Bingo zu erreichen. Meistens in Hotelanlagen versteckt aus denen sie sich nur in größeren Gruppen und im Schutz von klimatisierten Reisebussen heraustrauen. Die zweite Art von deutschen Touristen versuchen verzweifelt nicht als solche aufzufallen und meiden Absammlungen von ersteren mit solcher Nachdrücklichkeit dass sie es geschafft haben ein eigenes Bingo-Chart zu füllen. Keine der beiden Gruppen ist daher irgendwie besser als die andere, aber wenn man sich beider bewusst ist macht es furchtbar viel Spaß beiden zuzuschauen. Oder Gruppe 1 einfach mal verraten dass der eine da an der Bar gar kein Engländer ist, sondern sich nur weigert Deutsch zu sprechen…

Egal! Wir wollen zum Burning Man. Wir brauchen einen RV und müssen einkaufen. Dazu lassen wir die kalte verregnete Küste hinter uns und ab zu El Monte RV wo wir schon vor Monaten einen RV reserviert haben, mit dem wir auch in die Wüste dürfen. Dementsprechend ist auch nicht die neuesten Generation die einem gegeben wird. Da wir beim Ausfahren vom Gelände unseres RV-Vermieters nichts gerammt, geschrammt oder sonst wie zerstört haben, gibts dazu leider auch nix weiter groß zu erzählen. Das eigentliche Abenteuer sind die Tücken des großartigen Navis. Gut, es ist aus Deutschland mitgebracht, hat aber die richtigen Karten und schon ne Woche um den Jetlag loszuwerden. Ausreden gibts keine, daher kann es nur an einem liegen. Das Navi hat einfach ne Menge Spaß daran uns im Kreis und sonst wo hinzuschicken. Eine Leidenschaft über Highway-Brücken zu fahren kann auch unterstellt werden, so oft wie wir umdrehen mussten.

Allerdings haben wir so auch unsere zweite Shopping Station gefunden… Den Baumarkt. Und mit Baumarkt ist auch bauen gemeint. Kein Heimwerker-ich-hübsch-mein-Haus-auf-und-will-beim-einkaufen-mit-aufzug-musik-vollgedudelt-werden-Markt sondern einfach ein BAU-Markt. Also gabs auch keine Chance Material für unseren Bastel-BurningMan zu finden… Zumindest nicht wenn er unter 2 Meter groß werden sollte. Stattdessen haben wir so viel Geld ausgegeben, die 2-3 Jahrzehnte alten Polster unseren RVs zu schützen, dass die Reinigung am Ende fast doch billiger gewesen wäre.

Der erste Shopping Stop war dagegen jedenfalls eher langweilig und die zwei Highlights wären einerseits wie ich tatsächlich mal ein Foursquare-Special genutzt hab um die vergessene Jeans für 15% weniger nachzukaufen. Andererseits sind wir in einen Sears reingelaufen um eine SD-Karte zu kaufen und sind mit Fahrbarer Kühlbox + diverses Kleinzeug rausgekommen.

Das eigentliche Highlight des Tages sollte aber noch etwas später kommen. Seit dem 67 Personen Raum voller Deutscher (und Ashley?) hatten wir nichts gegessen. Inzwischen schon 18h haben wir uns getrieben von Hunger auf dem Weg gemacht selbigen zu bekämpfen. Gelandet sind wir einem rieesigen Markt der einfach alles hatte. Vom Fernseher über Paulaner Festbier und europäischer Wurstwaren zu Paletten RedBull, riesigen Melonen und frischen Hendl. Letztere haben wir zu unserem Abendessen erkoren und sie mit größtmöglichen Jagdstolz in unseren Einkaufswagen gefrachtet. Insgesamt haben wir vor diesem Jagderfolg bestimmt 2 Stunden drin verbracht! 2 Stunden voller Freude über das was wir alles gefunden hatten! 2 Stunden voller Erstaunen wie groß man Packungen eigentlich machen kann. 2 Stunden inkl. Diskussionen ob es auch „normale“ Supermärkte gibt. 2 Stunden unseres Lebens die durch nur eine Frage vom vollen Erfolg zur vergessenswürdigen Zeitverschwendung wurde. Es war der Cashier der sie stellte und uns wurde seeehr sehr schnell klar worin der Fehler lag. Warum alles in soo großen Packungen verpackt ist. Warum es wirklich alles erdenkliche gab und wir in den 2 Stunden mehr zu Fuß gelaufen sind als uns unser sadistisches Navi uns hätte falsch fahren lassen können.

Der nette Mensch hinter der Kasse fragte uns einfach nach unserer Kundenkarte. Ohne Kundenkarte kann man nicht einkaufen. Viel erklären musste er uns dann nichts mehr. Ein Wort, das schon vorher in unseren Köpfen diverse Runden drehte, drang in Millisekunden vom Unterbewusst sein direkt nach draußen: METRO! Na klar! Ist doch logisch! Wie doof sind wir eigentlich?? Vor lauter Hunger haben wir keine Zeit damit verschwendet den Schildern am Eingang so viel Aufmerksamkeit zu schenken, um zu erkennen das nicht hier Einkaufen kann. Egal, damit abgefunden sind wir von dannen gegangen. Ohne Brathendl, ohne die Riesenmelone und all das andere Zeug. Ein bisschen Mitleid mit dem der das alles wieder verteilen muss, schwang noch mit als wir vorm Ausgang abgefangen worden sind. Es war die Dame aus unserer Schlange hinter uns. Sie hatte Mitleid mit uns und wir dürfen mit ihrer Kundenkarte einkaufen. Cool! Plötzlich sind die Hendl wieder Meilen näher auf unseren Tellern, die ungeduldig im RV auf uns und unsere Jagdbeute warten.

Der Cashier musste, angesichts eines vollen Wagens den er sonst wieder verteilen musste, auch nicht wirklich überredet werden dass das so in Ordnung gehen würde. Voller Jagdeifer haben wir alles vom Band in den Wagen geräumt und zugesehen wie der digitale Summenanzeiger sich langsam nach oben schraubte. Als alles eingescannt war blieb nur noch ein Schritt, der uns vom verdrücken der zwei prächtigen Brathendl trennte. Auch wenn die Flügel nicht so groß waren, wie die von meinen Monster-Mutanten-Chicken-Wings am Vorabend, lagen sie gedanklich schon in unseren Mägen. Hunger lässt ungeduldig werden und der Unterschied zwischen einer »credit card« und einer »debit card« verbläst. Das wir keine American Express haben, haben wir gewusst. Aber das unsere Karten alle kein Debit konnten, geschweige wir auch wirklich die richtigen Pinnummern eingegeben hatten, haben wir erst nach mehreren verzweifelten Minuten eingesehen. Minuten in denen der Cashier vielleicht mehr Mitleid bekommen hatte und die Frau hinter uns langsam von den unaufhörlichen »thank you so much« peinlich berührt wurde. Letzten allen Endes sind wir tatsächlich, nach 2 Stunden ohne irgendetwas wieder raus. Raus aus dem Costco und jeder der nen bisschen was über Einkaufsläden in USA weiß, weiß was wir auch nie wieder vergessen werden: Cosco ist wie die Metro, nur ohne Eingangskontrolle..

Inzwischen acht Uhr und voller Durst und Hunger sind wir erst in einen Liquorshop (Patron Café, YAY!) und dann in McDonalds. Essen und WLAN tanken. Burger und ein App für RV Parkplätze. Genug von allem um uns gestärkt auf die Suche eines Nachtplatzes zu machen. Und da sind wir auch schon wieder beim Vertrauen in die digitale mobile Revolution. Beim Vertrauen dass uns ein kostenloses App zu einem leeren RV Stellplatz führen wird. Der erste Vorschlag führte uns in ein Wohngebiet. Und auch wenn die schön gepflegten Vorgärten der Häuser durchaus nett und einladend aussahen, war klar dass das App vielleicht auch mal alte Daten drin hat. Dem Navi haben wir schon länger nicht mehr vertraut und das hat sich auf dem Weg zum nächsten RV-Platz auch bestätigt. Der Platz war vor uns in Sichtweite und das Navi hat uns ums Eck geschickt. Letztendlich existierte der Platt wenigstens und das App war vorerst die Null Euro Wert, dass es gekostet hatte. Trotzdem war der Platz allerdings schlichtweg voll und wir sind kurz darauf auf einem Supermarkt gelandet. Diesmal richtige Größe und Marke: Safeway. Pro Klogang noch was eingekauft und dann ins Bett für die erste Nacht im RV…