Tales of the Burning Man – Anreise
Es geht also zum Burning Man. Mitten in den Black Rock Desert. Eine Wüste ohne jegliches Wasser. Auf uns selbst gestellt, denn Selbstversorgung steht ganz oben. Ein Erlebnis, das verspricht Leben zu verändern – sagt man sich zumindest. Letztendlich werden wir noch sehen was passiert, denn vor dem Abenteuer steht noch die Anreise zu selbigen…
Der Wetterbericht in München, Donnerstag, 25. August 2011 sagte »Bis zu 33 Grad, sonnig, keine Wolken«. Jenna, die Wetterfee im Radio, sagte das selbige die letzten Tage.. Und auch am Freitag, allerdings wieder Hitzegewitter möglich. Jenny hatte wahrscheinlich Recht, aber als ich ihr an diesem Tag morgens um Acht im Halbschlaf lauschte, war mir auch klar, dass das alles nichts ist. Nichts im Vergleich zu dem was uns in der Wüste erwarten wird. Trockenheit, Hitze und Kälte werden mit den restlichen Erfahrungen unser Verständnis von dem was, wer und wieso wir sind neu ordnen. Extreme Bedingungen sind geradezu dafür geschaffen.
Also erstmal aufstehen. Noch einmal eine Länge ausgiebige Dusche ohne Reue genießen. Wie das Wasser auf den Kopf prasselt, dabei den Rücken sanft masiert und langsam dem Abfluss entgegen rinnt. Das galt es auszunutzen, denn schon bald sollte der erste Teil beginnen… die Anfahrt… Naja, mehr fliegen als fahren.. Aber dennoch ist es.. Die Anfahrt.
Die wundersame Welt der wunderbaren Technik, erlaubt es uns in unseren hochtechnisierten Welt ja inzwischen einfach schon gemütlich von zu Hause für den Flug am nächsten Morgen einzuchecken. Sich gemütlich einen Fensterplatz sichern um am nächsten Tag ohne Stress in der Schlange für den »Baggage Claim« zu stehen. Als Kind dieses Zeitalters bin ich da gerne vorne mit dabei und fummle mit dem British Airways iPhone App rum zum einchecken und Ticket aufs Handy laden. Mit Erfolg? Nein. Aus nicht erklärlichen Gründen will es. nicht klappen. Die werden sich zwar später am nächsten Morgen vor dem Flug zu größter Zufriedenheit klären, aber in jenem Moment führt es eher zu einem Verlust des Vertrauens an das eben beschriebene hochtechnisierte Zeitalter der mobilen Internetrevolution. Die Angst vor dem Mittelgang. Die Angst zwischen zwei äußerst netten, aber auch leicht mehr horizontalen Platz benötigten, Mitreisenden zu sitzen die am Ende wegen ihrer Flugangst unter durchgängigen Transpirationsanfällen leiden und den mehrstündigen Flug von London nach San Francisco so zu einem ungewollt Lebensveränderten Abenteuer machen, bringt mir schon vor der Wüste die nich kalten Schweißtropfen auf die Stirn. Als sogenannter Digital Native, bzw. als einer der glaubt einer zu sein ohne das man das wirklich an irgendwas definitiv fest machen könnte, ist man da schon etwas hilflos für den ersten Moment.
Kaputt! Scheiße! Mist! Wieso und weshalb überhaupt?
Nach ein paar Versuchen und etwas Fluchen ging zumindest der Check-In für den ersten Flug. Fensterreihe. Nice. Auch wenn ich den Flughafen München und sämtliche Flugrouten zwischen dort und London inzwischen meine auswendig zu kennen. Die erste Aufgabe ist gelöst, ich irgendwann im Bett nachdem das iZeug updaten doch wieder zu lange gebraucht hat.
Am nächsten Morgen, nach Jenna’s Wetterbericht und der letzten Dusche auf diesem Kontinent und ohne Staub zwischen den Zähnen blieb nur noch übrig die letzten Dinge zu packen und gemütlich Richtung Flughafen zu steuern. Pflanzen sind gegossen (OK, es gibt nur eine.. Lebende) Strom ist aus und sonst passt auch alles soweit und ich kann den Koffer mal von seiner friedlich ruhenden und leicht aussehenden Position in die Vertikale bringen.
Ohoh! Zu schwer!? Naja, probieren wir einfach mal. Wenn ich ihn die Treppe runter und bis zur U-Bahn schaffe muss es passen. Besser das, als jetzt zu entscheiden was nicht mit in die Wüste darf. Unmenschlich wäre es sowas um die Uhrzeit (9Uhr *räusper*) zu verlangen. Und über den MVV und die zugehörigen agilen S-Bahn-Fahrpläne wollen wir nicht reden. Ich hab noch nett jemanden unterwegs getroffen und war dann gemütlich unterwegs in Richtung Flughafen.
Gemütlich und entspannt genug mich über etwas zu freuen. Denn zwischen der Dusche und dem Kofferschleppen hatte sich noch aufgeklärt wieso der Flug von London nach San Francisco sich weigerte mich einzuchecken. Die netten (also wirklich die nettesten) Leutchen von British Airways hatten sich kurzer Hand entschlossen mich für meinen Langstreckenflug in Richtung Wüste upzugraden! Danke! Mehr muss ich da nicht sagen. (außer zu erwähnen dass ich beim Schreiben Grad gemütlich in meinem riesigen Liege Flugzeugstuhl sitze.
Mit dem guten Gefühl dass die digitale Revolution des Alltags doch nicht ganz verloren ist hab ich mich und meinen Koffer weiter Richtung Check-In gehievt. (Die Hübsche aus der S-Bahn am Sitz gegenüber war leider zu langsam und hatte vermutlich eh ein anderes Ziel). »Baggage Drop Off« ist was schönes, auch wenn man den zukünftigen Fluggästen vor einem erst mal erklären muss dass der Zusatz »Internet Check-In« bedeutet das sie so eingecheckt sein sollten. Übrigens auch ein Weg die eh schon kurze Schlange vor einem in Luft aufzulösen.
Und Luft ist dringend nötig wenn man versucht sein eigenes Gepäckstück auf das Band mit der alles entscheidenden Wage zu wuchten. Zeit für Schweißperlen bleibt nicht, schließlich gibt es im wirklichen Leben keine 5 Minuten Slowmotionsequenzen um mehr aus dem Ticket rauszuholen. Stattdessen dauert es nur Sekundenbruchteile bis die Waage über gut und böse entscheidet. Über nachzahlen oder auspacken. Über Frust oder Erleichterung.. Über, naja ich glaub es hat jeder kapiert wovon ich spreche.
Das Schicksal… Mein Schicksal, das die rotglühende (digitale) Anzeige der Waage mir entgegenwurf war jedenfalls nicht mit meinem Facebook-Account gekoppelt. Zum Glück hat die digitalsoziale Umschichtung unseres Alltags noch Grenzen gehabt und meine im Cyberspace zuhörenden Freunde wurden nicht mit einer weiteren sinnlosen Zahl vollgespammt.
20,3 kg..
Klingt nach 0,3 kg zu viel. Ist aber unter 23kg und damit die letzte Hürde genommen. Jaja, ich weis. ich hab wieder aus einer Nichtigkeit mehrere Absätze gemacht.. aber zu meiner Verteidigung bleiben mir noch 6 Stunden 47 Minuten bis nach San Francisco.. Klar wären das auch drei Filme. Aber Rango hab ich eben schon angesehen und zwischendurch muss Zeit für was anderes sein, oder nich?
In London. Am Terminal 5. Da bleiben mir 40 Minuten um beim ersten Flugzeug rauszukommen. Um mich kontrollieren zu lassen ob ich unterwegs meinen Reisepass per Fallschirm(chen) an Höllander verkauft habe. Um mein Gepäck nochmal nach Massenvernichtungswaffen durchleuchten zulassen, und mich per Untergrundbahn zu einem noch nicht bekannten Außenposten bringen zu lassen. Beim letzten mal hat das Prozedere zu der zweifelhaften Ehre geführt dass ich und die restlichen 1000 Passagiere am T5 meinen scheinbar für klangvoll gehaltenen Namen über unzählige kleine Lautsprecher Tönen zu lassen. Ich fände zweifelhaft der Ehre überhaupt Wert zu sein, aber gelaufen bin trotzdem um dem »Last Call« durchs Terminalgebäude zu Folgen.
Auch damals hatte ich die 40 Minuten Zeit und deswegen verfolg ich auch eher besorgt die Flugbahn meines Airbus als er vor London plötzlich umdrehte. Sollte die Mutter im Flug nach New York die neben Michael Mittermeier saß etwa doch Recht behalten? Ist die Diskussion zwischen Mutter und der 18,02 jährigen Tochter über Autokaufen und wer es zahlt etwa Schuld? Ist mir entgangen wie sie sagte »das Auto musst du schon selber zahlen, oder der Pilot dreht um«? Ich wusste es nicht, und die vorgehende Uhr auf meinem iZeug hat die Angst nur verstärkt mein Upgrade zu verpassen. Meinen Luxussitz in die Wüste.
Mal kurz Aufstehen und die Sitzreihen vor mir und hinter mir abschätzen… Mitte – Mist! Ade du schöne Beinfreiheit. Ade du Liegesitz. Ade, ach keine Ahnung was es da alles gibt? Ich brauch ne Taktik um die Schnarchnasen vor mir zu überholen, die Securities zu umrunden und den dazu gewonnen Luxus zu erreichen. Inzwischen bin ich dieses Jahr schon mehr als 1x mit der Airline um die Welt, da ist es doch nicht gewonnen, sondern verdient! (soviel zur Selbstmotivation und vorzeitigen Abbau von schlechten Gewissen andere gleich auf der Strecke zu lassen.) Einzig die Hübsche aus der S-Bahn hätte mich von meinem Ziel abgebracht, aber die wär längst woanders. Eh fraglich wie sonst die Surfpause vor dem Flug…
Ach egal. Ich sitz aufsprungbereit im engen Standardsitz und warte ungeduldig bis die Herrschaften ein paar Reihen vor mir ihr Gepäck im Gang packen. Über die Sitze zu steigen, sie anzubrüllen und weiterzulaufen scheint mir sich etwas übertrieben. Es reicht das immer noch über Autokosten diskutierende Mutter/Tochter-Gespann vor mir her zutreiben. Im ersten Gang waren sie überholt. Nach der ersten Kurve noch drei. Ich wähne mich meinem Ziel von Luxus deutlich näher – in wieder realistischer Nähe (nachdem auch ich gemerkt hab das wir pünktlich sind und mein iZeug falsch geht).
Aber dann ist passierte etwas unvorhersehbares das jegliche Schlachtpläne über den Haufen wurf. Wie Ei goldener Schweif am Horizont stand sie da und brachte mir die Erlösung… Nein, nicht die blonde aus der S-Bahn, aber die British Airways Frau mit dem »Fasttrack«-Ausweis. Der Ausweis zum Glück mit dem man jede Kontrollschlange vor sich vaporisieren kann, einfach dadurch das man daran vorbei geht. 0 Personen vor mir an der Passkontrolle. Das Mutter-Tochter-Gespann wird noch 30 Minuten bis hier hin brauchen. Keine Schlange vor der Rolltreppe und wieder 0 vor der Gepäckkontrolle. Das ist so schnell das man es fast schon Stress ist alle Metallteile zu entfernen.. Und es ist Gold wert. Locker 30 Minuten gespart, pünktlich am Gate und noch genug Zeit die geexte Cola der Londoner Kanalisation/Themse zu überlassen.
Danach kam wirklich der kostenlose Luxus mit Sitz und Co, besseren Kopfhörern, besser alles und vor allem als erste Essen zu bekommen (also beide Menüs noch vorhanden – und nicht nur das mit Käse). Gegen die vorhandene Babies gab’s Ohropax, das Filmangebot ist das Gleiche und ansonsten ist auch alles Bestens 🙂