Der längste Tag
Angefangen hat der bisher längste Tag meines Lebens mit einem Glas Wein, Duschen und dass ich ins Bett gegangen bin. Dass das Glas Wein auch gleichzeitig das Ende einer Flasche Wein bedeutet hatte, sei nur M Rande erwähnt. Jedenfalls kann ich vorwegnehmen, dass es nicht das letzte sein sollte. Was aber auch nicht heißt das es viel Wein an diesem Tag gab. Bevor mir jetzt aber wieder nachgesagt wird dass ich nicht zum Punkt komm, hör ich erstmal auf von Weingläsern zu erzählen und komm wieder zurück zum längsten Tag meines Lebens. Der ist aktuell wo ich das schreibe noch gar nicht zu Ende, insofern ist eh offen wieviel Wein da noch ins Spiel kommen wird.
Alrighty. Also natürlich stellt sich die Frage wieso längster Tag usw. Daraus nen Rätsel zu machen, klappt nicht. Zu offensichtlich alles irgendwie. Genau genommen versuche ich durch das schreiben nur etwas Zeit zu gewinnen. (Dazu später gleich mehr). Jedenfalls ging der Tag etwa vier Stunden nach dem zu Bett gehen weiter. Es war kurz nach fünf, als ich mich von meinen Träumen lösen musste. Ja, dass ich geträumt habe, weiß ich noch. Um was es ging aber leider nicht mehr. Sowieso vergeß ich IMMER was ich nachts so geträumt habe. Und direkt aus einem Traum aufwachen hat immer zu Folge etwas länger zu brauchen, sich mit der neu entwickelnden Realität anzufreunden. Die Realität für heute ist, dass es der längste Tag meines Lebens ist. Nicht gefühlt, sondern rein rechnerisch. Komplette 12 Stunden Sonne bekomme ich zusätzlich gut geschrieben. Dass an einem einzelnen Tag hat die Folge das wir zwischen 0:00 und 24:00 auf 36 Stunden kommen.
(das dumpfe Gefühl mir werden die demnächst wieder abgezogen kann ich nicht ganz unterdrücken und das dämpft auch irgendwie ein bisschen die Freude über die ganze Geschichte)
Zurück zum Tag. Da die Menschheit meines Wissens noch keine Zeitmaschine hat – jedenfalls keine für mich zugängliche – ist es geradezu offensichtlich dass der ganze Trick am einfachsten mit einem Flug zu erreichen ist. Bzw. mit mehreren aneinander hängenden. Also ging’s im Halbschlaf mit der aufgehenden Sonne erstmal Richtung Flughafen. Und so schnell hat mich die Sonne auch nicht mehr verlassen! Nicht das ich nen Verfolgungswahn hätte, aber jetzt während ich das schreibe tut selbige schon seit bestimmt 10 Stunden so als wäre es so um die Mittagszeit. Scary 🙂
Vom check-in brauch man glaub ich nicht viel erzählen. Außer das ein paar Soldaten Taschen mit 35kg dabei hatten und das ging so gar nicht. Auch die Boxen zwischen 40kg und 60kg haben nicht wirklich geholfen dass das schneller von sich geht. Blöd wenn man in der Schlange hinter den Jungs stand. So wie ich natürlich. Danach war alles weitere unspektakulär. Nach London wirkt wie ein Katzensprung, wenn nach den 2 Stunden noch weitere 22 Stunden folgen.
LONDON
Das Flugzeug setzt einen Tag nach der royalen Hochzeit in Heathrow auf. Jeder hatte die letzten Stunden mitbekommen dass da jemand geheiratet hatte. Ob er oder sie nun wollte oder nicht. Es gab kein entrinnen. Von allen Seiten über alle medialen Kanäle der Gegenwart wurde man damit bombardiert. Dadurch ist die Welt nun anders, als zuvor. Zwar immer noch kaputt, aber der Masse der Berichterstattung zu Folge nun eine andere. Nicht mal Kernschmelzen in japanischen Atomkraftwerken kamen gegen die Vermählung dieser zweier Menschen an.
So hat sich auch eine gewisse Befürchtung in mir aufgebaut… London, Tag 1 nach dem Ereignis, und ich vor Ort. Fast Ground Zero, aber nur am Flughafen. Wieviel Kitsch werde ich wohl ausgesetzt werden. Wird es eine tödliche Dosis für jeden halbwegs Gesunden Geschmack? Über wieviele betrunkene Royalfans muss ich steigen um meinen Anschlussflug zu bekommen? Welche Vorsichtsmaßnahmen sollten ergriffen werden? Die Aufklärung der Airline war jedenfalls mehr als mangelhaft! Um genau zu sein gab es rein gar keine! Und dabei liebe ich die charmante Art der British Airways Piloten mit ihrem netten britischen Akzent zu erklären das…. Ach ich weiß gar nicht so genau was sie da immer alles erzählen. Jedenfalls immer sehr ausschweifend und grandios ausgeschmückt! Ziel ist dabei nur die Leute auf das gleich beginnende Meisterstück an Zeichentrickanimation hinzuweisen, dessen Inhalt eh nur „in the unlikely event of“ interessant wird. Von der notwendigen Seelsorge um das Royale Aftermath zu überstehen wurde jedenfalls nichts gesagt. Der Blick der Airline geht halt auch nicht über den Tellerand, bzw. die Cockpitfenster hinaus.
Aber es waren ja nur die Befürchtungen. Von der Realität will man doch gar nicht sprechen. Der schöne Schein des multimedialen Großevents soll erhalten werden. Und da ich mir nicht sicher bin ob der Typ neben mir nicht doch vom MI6 ist, halt ich besser die Klappe und lass die Welt in ihrer selbstgewählten Scheinwelt. Ich hab den Anschlussflug geschafft, und dabei wollen wir es belassen.
Etwa 11 Stunden Flug standen vor mir… Nach „the facebook“, die letzten 350 techcrunch Einträge und 4 Stunden – von Kindergeschrei unterbrochenen – Schlaf später sitzt ich hier und Versuch die restlichen Stunden mit schreiben zu verkürzen. Gerade sind wir über Reno geflogen, und wär ich auf der anderen Seite am Fenster hätte ich Black Rock City sehen können. Aber das kommt ja erst im August. Das andere Fensterplatzhighlight war das ewige Eis von Grönland, bzw. etwas später das schmelzende Eis von Grönland. Lang ist er der Flug, und jetzt genieß ich noch ein bisschen den Ausblick.
LOS ANGELES
Die restliche Stunde Flug verging dann auch wie im Flug (sorry, könnt ich mir nicht verkneifen). Jedenfalls sitz ich jetzt in LA am Flughafen und warte auf den nächsten Flug. Noch hab ich keine 12 Stunden aufgeholt, und es soll ja der längste Tag werden und so..
Bevor wir gelandet sind hab ich dann noch rausgefunden das meine Sitznachbarn nicht vom MI6 sind. Es kam schlimmer. Der Zufall hat mich in einer Boing 747 mit geschätzten hunderten Fluggästen neben 2 aus Deutschland gesetzt die nach Hawaii fliegen!! Meine Deckung hab ich aber nicht aufgegeben. Der Zufall war zu groß und das nächste mal brauchen die (doch) MI6 Agenten ne bessere Deckung. Ganz naiv bin ich ja auch nicht 🙂
LA ist erfreulicherweise auch ziemlich gut verschont worden von royalen Superlativen. Stattdessen hat sich der Stau auf der Straße – den man von oben beäugen konnte – dann auf dem Rollfeld fortgesetzt. Schon im Flugzeug richtiges LA-Feeling! Das wenn der Stoiber wüsste.. „Sie sitzen noch im Flugzeug und sind quasi schon im Stadtstau!“
Alles andere ist unspektakulär und ging ohne Probleme. Jetzt eben mal WLAN kaufen und euch mit den bisherigen Zeilen erfreuen. Ob’s mit dem längsten Tag dann wirklich geklappt hat und wie das mit den Blumenketten so ist, gibt’s dann glaub erst etwas später..
In guter cliffhanger Manier „To be continued…“
.Pete