Zugfahren
Zugfahren hat was. Man kann dabei viele Dinge beobachten. Gerade lange Zugfahrten bieten hier ausreichend Zeit, um interessante Beobachtungen zu machen.
Am Wochenende bin ich von Lugano (Schweiz, fast Italien) nach München gefahren. Es steigen die merkwürdigsten Menschen ein und aus. Richtig interresant wurde es aber erst, als sich der Zug Deutschland näherte. Nahzu plötzlich gewinnen die kleinen gelben Kärtchen über den Sitzen an Bedeutung. Menschen die vor Minuten noch ruhig auf ihrem Platz gesessen haben, flüchten auf die letzten, nicht gelb-markierten, Sitzplätze. Reservierungen, zweifelslos eine deutsche Erfindung. Sicherlich praktisch, aber nicht immer notwendig.
Gut, ich gebe zu. Der Zug war schon ziemlich voll, und bei längeren Zugfahrten ist es auch schön, einen Sitzplatz zu haben. So richtig aufgefallen ist mir die Reservierungsgeschichte allerdings erst, als sich ein paar deutsche Mitbürger auf ihren reservierten Sitz gesetzt haben. Es waren nette Leute, denen es scheinbar nichts ausmachte, dass ein paar reservierte Sitze besetzt waren. Als nach ein paar Minuten, die Mitreisenden kamen, um mitzuteilen das bessere Sitzplätze gefunden wurden, musste allen Anwesenden – ob sie wollten oder nicht – natürlich noch mitgeteilt werden, dass die Sitzplätze ja eigentlich reserviert gewesen wären. Und wie nett man doch sei, sie nicht in Anspruch zu nehmen.
Desweiteren wird man bei Zugfahrten mit den neuesten technologischen Errungeschaften konfrontiert. An Handyklingeltöne hat man sich ja schon seit Jahren gewöhnt. Das Handies MP3-Player eingebaut haben, ist auch nix neues. Und auch das man diese MP3’s laut abspielen kann, mag es schon seit einiger Zeit geben. Zu einer Waffe wird das Ganze aber erst in der Hand eines Teenagers. Durchgehende Dröhnung mit den neuesten Kommerz-Black-Hiphop-Gedudel. Nja, sicherlich eine Frage des Geschmacks. Aber die Lautstärke mit der die Handies das inzwischen können, ist geschmacksneutral zu laut. Wofür wurden Kopfhörer erfunden? Es gibt schon so Kleine, dass man sie anscheinend nicht mehr findet.
Das letzte Resumé der Zugfahrt ist, dass sich die hübschen Mädels nie in Sichtweite setzen. Aber das ist wiederum, wie mein alter Physiklehrer zu sagen pflegte, „PP – persönliches Pech“.
-+> da kfp